Allgemeines zur Waldpädagogik
Die vor ca. 45 Jahren in Dänemark entstandene Waldkindergarten-Idee mit ihrer besonderen Pädagogik wurde inzwischen beinahe weltweit nachgeahmt und weiterentwickelt. Die Waldpädagogik sollte eine Alternative und Ergänzung zum Regelkindergarten sein.
Die pädagogischen Chancen und Leitgedanken sind:
Ganzheitliches Lernen
Die Kinder können ihrem natürlichen Bewegungsdrang ohne Türen und Wände ausleben. Durch die fehlende räumliche Einschränkung lassen sich innere Grenzen besser erleben und ausdrücken. Gruppen können sich spontan bilden und ebenso spontan umbilden. Es gibt keine Lärmbelästigung wie in geschlossenen Räumen; die Kinder erleben wieder Stille! Die Phantasie und Kreativität der Kinder wird durch die Vielfältigkeit der Natur angeregt und gefördert.
Gesunderhaltung und Kräftigung
Intensives Naturerleben
Begreifen
Dem Wetter ausgesetzt zu sein stärkt das Immunsystem. Die natürliche Umwelt, das Eingebundensein in die Natur und das Erleben der wechselseitigen Abhängigkeit bewirken eine ganzheitliche Harmonisierung.
Kinder erleben die Jahreszeiten, das Wetter und deren Auswirkungen auf die Natur sehr direkt. Darüber hinaus bietet sich den Kindern die Möglichkeit, mit Tieren und Pflanzen vertraut zu werden.
Kinder lernen anders als Erwachsene. Sie müssen zuerst "begreifen" (sehen, berühren, erleben), bevor sie Erklärungen aufnehmen können. Zu frühe Erklärungen werden nicht aufgenommen oder stören sogar das Beobachtungserlebnis. Es ist wichtig, die Kinder zum Beobachten und Fragen stellen anzuregen und diese Fragen dann auch zu beantworten.
Soziales Lernen in der Gruppe
Neben den vielfältigen Erfahrungsmöglichkeiten für die Kinder ist uns insbesondere die Stärkung der Gruppe sowie die Entwicklung zur Selbständigkeit sehr wichtig. Dazu gehört, dass sie in Situationen mit wohl dosierbaren Handlungsspielräumen gewisse Risiken eingehen können beziehungsweise Schritt für Schritt wagen können, die eigenen Grenzen zu erfahren und zu erweitern. Nur so kann man lernen, Verantwortung für sich, sein Handeln und dessen Folgen zu übernehmen. Das soziale Lernen im Waldkindergarten umfasst wie bei allen übrigen Kinderbetreuungseinrichtungen
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einander zu helfen,
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Rücksicht zu nehmen und Verständnis zu haben,
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eigene Interessen zu erkennen und zu vertreten,
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zu warten bis man an der Reihe ist,
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Geduld zu entwickeln,
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dem Anderen zuzuhören.
Förderung
Förderung der Sinne Sehen, Hören, Riechen, Fühlen und Tasten werden ebenso gefördert wie die Grob- und Feinmotorik und der Gleichgewichtssinn. Die Übergänge sind fließend. Je vielfältiger sensorische Funktionen geübt werden, um so sicherer wird das Kind in seinen Bewegungen, und um so besser gelingt ihm die Auseinandersetzung mit seiner Umwelt. Körperbewegungen sind für die Entwicklung des Gleichgewichtssinns, der Sprache und der kognitiven Fähigkeiten unerlässlich.
Umweltschutz
Wer Wald und Natur als Kind kennen und respektieren lernt, wird sich auch als Erwachsener um sie sorgen. Verschiedene Untersuchungen belegen, dass die Medien Kinder nur kurzfristig beeinflussen. Sie vermitteln weder ein zusammenhängendes Wissen noch die Bereitschaft zum umweltbewussten Handeln. Der Waldkindergarten bietet durch den täglichen Aufenthalt in der Natur die wichtige Möglichkeit, Natur und Umwelt nicht als etwas Abstraktes, Theoretisches zu erfahren, sondern sie hautnah zu erleben und sie im Sinne des Wortes zu "begreifen" und den respektvollen Umgang mit ihr zu erlernen.
Mag sein, dass der Waldkindergarten im Vorfeld als revolutionäres und extremes Kinderbetreuungsmodell gesehen wurde. Nimmt man jedoch Berichte über die zunehmende, Haltungsschwächen und –schäden, Aggressivität, Übergewichtigkeit, Konzentrations-störungen, Schwächen in der kindlichen Grob– und Feinmotorik usw. ernst, so sind der Ansatz und die Möglichkeiten der Waldpädagogik ein probates Mittel um solchen Problemen gegenzusteuern!